Andreas Morgenstern: Die „Sozialistischen Monatshefte“ im Kaiserreich. Sprachrohr eines Arbeiterzionismus?

Die „Sozialistischen Monatshefte“ erschienen ab 1895; erster Herausgeber war der jüdischstämmige, in einer orthodoxen Königsberger Familie aufgewachsene Publizist Joseph Bloch. In den beiden frühesten Jahrgängen trug das SPD-nahe Theorieorgan noch den Namen „Der sozialistische Akademiker. Organ der sozialistischen Studierenden und Studenten deutscher Zunge“. Dieser Name zeigt deutlicher noch als ihr späterer, eher pragmatischer Titel die Intention der Zeitschrift. Die „Monatshefte“ mit einer Auflagenhöhe von 2.000 bis 3.000 Exemplaren schuf Bloch als ein Gegengewicht zur bürgerlichen Sozialismuskritik, um für eine zukünftige, allmählich entstehende sozialistische Gesellschaft die Unterstützung aufgeschlossener bürgerlicher, akademisch gebildeter Kreise zu gewinnen. Die volle Gleichberechtigung als sozialdemokratisches Theorieorgan mit der „Neuen Zeit“ wurde den „Monatsheften“ aber auf ein Votum August Bebels hin auf dem Münchner Parteitag 1902 vorenthalten.
Mit den „Sozialistischen Monatsheften“ entstand ein „freies Diskussionsorgan für alle Anschauungen auf der gemeinsamen Basis des Sozialismus“, wie Bloch in einem der wenigen von ihm selbst verfassten Artikel in der ersten Ausgabe nach der Umbenennung versprach. Er gewann namhafte Autoren, allen voran Eduard Bernstein. Der machte das Blatt zu einer – innerparteilich umstrittenen – Speerspitze des Revisionismus. Blochselbst akzeptierte den Marxismus zur Erklärung vieler gesellschaftlicher Bedingungen, lehnte ihn aber als Gesamtphilosophie ab. Religionen, soziale Emanzipation und die daraus folgenden Implikationen bildeten ein wichtiges Thema der „Sozialistischen Monatshefte“. Ihre intellektuelle Freiheit konnte dabei im Unterschied zur marxistischen „Mehring-Presse“, etwa zu „Die Neue Zeit“ mit den Artikeln Karl Kautskys, eine Plattform für einen Zionismus sozialistischer Prägung eröffnen…..

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